Quartiertreffpunkt Hirzbrunnen in Basel

Es ist eine interessante Ausgangslage für ein Lokalprojekt im Quartiertreffpunkt Hirzbrunnen: hier gehen sowohl Jugendliche wie auch ältere Menschen ein und aus – und nicht immer sind diese Begegnungen in den letzten Monaten freundlich abgelaufen. Beide Gruppen nahmen im Treff Platz ein und fühlten sich von der jeweils anderen Gruppe nicht respektiert. Warum werden wir nicht gegrüsst? Warum schauen die älteren Leute so böse aus? Immer wieder war es zu herausfordernden Situationen und Spannungen gekommen.

Insgesamt 15 Kinder, Jugendliche und Senior_innen lassen sich trotz dieser delikaten Ausgangslage neugierig auf den ersten Abend ein: allerdings noch etwas schüchtern und vorsichtig. Man muss sich erst sachte kennen lernen – und insbesondere die junge Generation, viele mit Migrationshintergrund, weiss in der ersten Stunde noch nicht recht, wie deutlich und wie offen sie sich den älteren Menschen gegenüber äussern darf. Es braucht etwas Zeit in einer älteren und einer jüngeren Gruppe, um die eigene Stimme zu finden: welche Situationen mit der anderen Generation finden wir herausfordernd? Was wünschen wir uns von ihr? Mit diesen Fragen wird die Diskussion auch im Plenum echter, ehrlicher – und es findet eine Annäherung statt. „Ist es möglich, dass unsere Bedürfnisse gar nicht so unterschiedlich sind?“ Mit dieser Frage hört der erste Abend auf – eine Plattform für Gemeinsamkeiten scheint plötzlich möglich…

Der zweite Abend im Projekt wird eröffnet mit einem Erzählcafé, in dem von beiden Generationen sehr persönliche und berührende Geschichten zur Sprache kommen: Erinnerungen an die eigene Jugend, die Beziehung und der Abschied von den Grosseltern: durch die persönlichen Geschichten ergeben sich in beiden Generationen Anknüpfungspunkte – und dadurch entsteht Nähe.

Anschliessend stehen verschiedene Aktivitäten zur Auswahl: Karaoke, Verkleiden, Spiel und Tanz, dazu wird Pizza belegt und gebacken. Die entstandenen Beziehungen erweisen sich als tragfähig. Unerwartet humorvolle, vertraute und lebendige Momente sorgen für einen für alle unvergesslichen Abend!

Am dritten und abschliessenden Abend steht dann die Frage im Zentrum, wie diese Bewegung weitergetragen werden kann. Nachdem noch einmal Höhepunkte aus den Aktivitäten ausgetauscht und Bilder miteinander angeschaut und kommentiert werden, stellen sich die Fragen: Was war anders vor einer Woche? Und was brauchte es, damit diese Nähe und Spontaneität entstehen konnte? Aus den Antworten werden Erkenntnisse herausgearbeitet – diese werden auf Kärtchen geschrieben und zusammen mit den Bildern gemeinsam im Treff aufgehängt. Dabei entstehen erneut berührende Momente der Nähe und der Zusammenarbeit.

Und weil diese Installation im Treff sichtbar bleibt, werden sich auch in Zukunft Gelegenheiten ergeben, mit anderen Treffbesucher_innen in den Austausch über das Projekt „Brücke der Erfahrungen“ zu kommen.

Bevor wir übergehen zum gemeinsamen Abendessen äussern einige aus beiden Generationen ihr Bedauern: „Wieso muss dieses Projekt schon fertig sein? Kann das nicht weitergehen?“ Damit hätte wohl niemand am ersten Abend gerechnet…

Und wer weiss – vielleicht muss die entstandene Nähe ja gar nicht enden?!?

Geniessen Sie einige Impressionen der Veranstaltung: