Motivationssemester «Rheinspringen», St. Gallen

Mehr als 20 jugendliche Teilnehmende des Motivationssemesters und Senior_innen aus dessen Umfeld treffen im Januar 2020 für einen ersten Nachmittag aufeinander – neugierig und auch ein bisschen im Ungewissen, was denn da nun auf sie zukomme. Die ersten Minuten merkt man diese Ungewissheit noch – es ist ein Setting, mit dem man nicht vertraut ist, das die Teilnehmenden am Anfang ein wenig verunsichert. Die Offenheit und das gegenseitige Wohlwollen sind aber von Beginn weg spürbar. Und je länger der erste Nachmittag dauert, desto lebendiger und intensiver wird der Austausch! Da geht es um gegenseitige Vorurteile, von denen beide Generationen feststellen, dass sie definitiv nicht für alle Jugendlichen respektive ältere Menschen stimmen. In einem sehr persönlichen Austausch erzählen viele Teilnehmende vom Umgang mit dem Älterwerden – der Grosseltern, der Eltern oder von sich selber. Unterschiedliche Wünsche und unterschiedliche Werte werden sichtbar: will ich, kann ich, soll ich für meine alternden Eltern oder Grosseltern da sein? Erwarte ich es, wünsche oder erhoffe ich mir dieses Dasein von meinen Kindern oder Enkelkindern – oder habe ich gar keine Erwartungen diesbezüglich? Unterschiedliche Werte und Haltungen werden eingebracht und man hört sich jederzeit respektvoll und ohne Bewertungen zu – das berührt und inspiriert, merkt man doch bei einigen Teilnehmenden auch, dass dieses Gespräch existenzielle Themen und Emotionen anspricht. Umso beeindruckender ist der Respekt, das Interesse und die Empathie, die im Gespräch sichtbar werden.

In vier Gruppen verabreden sich die Jugendlichen und die Senior_innen dann für gemeinsame Aktivitäten: eine Gruppe kocht und isst zusammen, eine weitere Gruppe trifft sich im Atelier einer Teilnehmerin, um gemeinsam künstlerisch und kreativ tätig zu werden, eine dritte Gruppe trifft sich zum Thema Maniküre und Schminken und geht anschliessend auf einen gemeinsamen Spaziergang; und die vierte Gruppe einigt sich auf einen Kinofilm und tauscht sich anhand desselben über Fragen der Ökologie und des Kolonialismus aus – «Bruno Manser» war der Film, auf den sich alle einigen konnten und in dem neue Informationen über Abholzung und Indigene in Indonesien gewonnen werden.

Ein paar Wochen später treffen sich fast alle Beteiligten erneut – es wird berichtet, wie die gemeinsamen Aktivitäten in den Gruppen erlebt wurden. Es ist sichtbar, wie gut man sich in den Gruppen gegenseitig gefunden hat: zum Teil ist im gemeinsamen Unterwegssein eine Vertrautheit gewachsen, die man deutlich spürt. Die kreative Gruppe zeigt und erklärt das Werk, das sie gemeinsam geschaffen haben – es wird anschliessend im «Rheinspringen» aufgehängt. Erneut treffen sich die Gruppen, um darüber auszutauschen, was sie aus diesen Begegnungen und Gesprächen mitnehmen – zwei Gruppen haben dies in den verlinkten Kurzfilmen festgehalten.

«Kunst kennt kein Alter» ist das Fazit eines Jugendlichen, der in der Gruppe kreativ tätig war. Das gilt auch für die Themen, die im Rahmen dieses Projekts mit grossem Respekt und viel Feinfühligkeit diskutiert worden sind – das wird auf den Bildern zum Projekt deutlich sichtbar.